Schattentheater Vagantei Erhardt - Figurenschattentheater
Schattentheater und Schattenspiel
Die Geschichte des Schattentheaters blickt nachweislich auf einen Zeitraum von über 2000 Jahren zurück, allerdings nur in Asien. In Europa hat sich erst vor ca. 400 Jahren - angeregt durch den Handel mit Asien - Schattentheater als Kunstform entwickeln können, und zwar zunächst nur als Kopie der asiatischen Formen, später dann eigenständig. Im asiatischen Raum wurde der Schattens als künstlerische Form vor allem für kultische Zwecke eingesetzt. Für das Agieren mit dem Schatten findet sich dort demzufolge weniger der Begriff "Theater" als der des "Schattenspiels" - obwohl der Begriff "Spiel" auch nicht dem kultischen Charakter entspricht. Im europäischen Raum wurde der Schatten nie kultisch, sondern immer (nur) als Theaterform eingesetzt.
Schattenfiguren
Während alle asiatischen Schattenfiguren - sowohl die lichtdurchlässigen (wie z.B. die aus China, der Türkei und gößtenteils aus Indien) als auch die lichtundurchlässigen (wie z.B. die aus Java und Bali) - aus Pergament geschnitten sind, also aus der Haut von Tieren und damit mechanisch nicht sehr belastbar, entwickelte sich in Europa der Schattenfigurenbau aus Pappe, dünnem Metall oder Holz. Diese Figuren waren lichtundurchlässig, konnten jedoch mit Stäben oder Fadenzügen stärker animiert werden. Lichtdurchlässige Figuren, hier als Schemen benannt, (meist aus ölgetränkter Pappe oder später aus durchscheinendem Kunststoff) wurden auch verwendet, sind jedoch seltener anzutreffen.
Schattentheater in Europa
Schattentheater entwickelte sich zunächst in Italien, später in Frankreich dann auch in Deutschland eine eigenständige Kunstform, die viele Dichter (so auch Goethe) anregte, Stücke für das Schattentheater zu schreiben. In der Romantik erlebte das Spiel mit dem Schatten in Europa seine "Hoch-Zeit".
Zur Zeit der berühmten Pariser "Chat Noir" (Ende des 19. Jahrhunderts) wirkte in Deutschland mit dem Kunstprofessor Ernst Moritz Engert ein herausragender Schattenspieler, der mit Koppelbewegungen und Fadenzügen überraschende Bewegungen seiner Figuren erreichte.
Schattentheater und Film
Durch die Entdeckung des Films, der die Präsentationsweise des Schattentheaters übernahm, entwickelte sich das Schattentheater über längere Zeit kaum weiter. Erst als der Film den Reiz des Neuen etwas verloren hatte, wandten sich - allerdings in erheblich geringerem Maße - wieder Künstler dem Schattenspiel zu. Ein bedeutender Vertreter war der Karlsruher Professor für Bewegungslehre Otto Kraemer. Dieser verband sein Ingenieurwissen mit seiner künstlerischen Begabung und faszinierte damit unter vielen anderen auch einen jungen Mann, der ihm fortan nacheiferte. Dieser junge Mann, Frieder Paasche, ist Gründer und künstlerischer Leiter des Schattentheaters Vagantei Erhardt.
Geschichte der Vagantei Erhardt
Die Vagantei Erhardt ist ein Schattentheater, das in der jetzigen Form seit 1987 kontinuierlich zusammenarbeitet. Neben dem Stammensemble von sieben Künstlern und Künstlerinnen arbeiten weitere gastweise (Entwürfe , Komposition der Musik etc.) mit.
Spiel und Sprache werden immer live präsentiert, Musik soweit wie möglich.
Die Figuren wurden zumeist in Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern entworfen und von F. Paasche gebaut. Die Bühne wurde zu nationalen und internationalen Festivals eingeladen und zeigt seine Stücke teilweise in bis zu vier Sprachen.
Obwohl die Vagantei Erhardt - wie der Name schon sagt - ein Tournee-Theater ist, ist das Theatermuseum des Schauspielhauses Hannover eine feste Spielstätte - vor allem auch für die Premieren geworden. Seit der Auszeichnung mit dem Hannoverschen Theaterförderpreis (1998) wird die Vagantei vom Land Niedersachsen und der Lottogesellschaft gefördert.
Zum 20-jährigen Jubiläum der Vagantei Erhardt richtete das Theatermuseum des Schauspielhauses Hannover ein Schattentheaterfestival ein, für das F. Paasche künstlerisch verantwortlich ist. Dieses Festival findet im Abstand von zwei Jahren statt.
In ihren Inszenierungen setzt die Vagantei Erhardt unterschiedliche Techniken auf verschiedenen Schirmen - von der Halbrundbühne mit einem Radius von 1,20 m bis zu einem Schirm von 4 mal 3 m ein. Die Animation der Figuren baut auf der von Ernst Moritz Engert und Prof. Otto Krämer begonnenen Technik auf und wurde inzwischen so weiterentwickelt, dass hochbewegliche Figuren mit bis zu siebzehn Bewegungsmöglichkeiten (Pupillen, Lider, Mund, Zunge, Kopf, Hände, Finger, Beine, Rumpf etc.) von ein bis zwei Spielern pro Figur zum Leben erweckt werden.
Diese Figurinen werden frei im Lichtraum oder auf einer bis mehreren Schienen, an Fäden hängend, mit Stäben oder direkt an Projektoren belebt. Dabei werden sie von unterschiedlichsten Lichtquellen und Farbglasprojektoren in Szene gesetzt. Neben den Figuren kommen in einzelnen Inszenierungen Menschen, Objekte, Alraune, Hände, Flüssigkeiten etc. zum Einsatz.
Aus über 500 Figuren besteht das "hölzerne Ensemble" und das derzeitige Repertoire umfasst Kinder- Jugend- und Erwachsenenstücke:
Einige können mehrsprachig (Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch) präsentiert werden und wurden auf vielen nationalen und internationalen Festivals gezeigt.
Eine Besonderheit der Vagantei Erhardt liegt darin, dass Aufführungen nicht nur in Theatern möglich sind, sondern auch in Räumen, die für Theater nicht konzipiert wurden wie z.B. in Kirchen, Museen, Schlosssälen.
Das Ensemble der Vagantei Erhardt
Die Theaterkarriere des Gründers der Vagantei Erhardt Frieder Paasche begann - wie häufig - mit Kindergarten/Schultheater- und Laienspiel-Erfahrungen, die dann in die Gründung eines Amateurtheaters ("Das Podium" Karlsruhe) mündeten. Eine professionelle Ausbildung beim Film (Stölting/ München) als Produktionsassistent sowie an Kamera und Schneidetisch folgte nach dem Abitur vor einem Lehramtsstudium. Ein zweites Studium (Kommunikationswissenschaft, Erziehungswissenschaft und Psychologie) sowie eine Psychotherapie-Ausbildung schuf die Voraussetzung für den zweiten beruflichen Schwerpunkt als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Das anfängliche "Steckenpferd Schattentheater", das durch eine Begegnung mit einem der berühmtesten Schattenspieler, Prof. Otto Kraemer, entstand, wuchs zunächst mehr im Stillen, nach einer Fortbildungsveranstaltung für Schattentheater jedoch schlossen sich motivierte Teilnehmer der Bühne an und entwickelten sie weiter zu einem professionell arbeitenden Ensemble (1987). Durch die Erfahrungen aller Ensemblemitglieder (u.a. darstellende Künstler auf der einen Seite und zwei Diplomingenieuren auf der anderen Seite) wurden die Produktionen fast von dem ganzen Ensemble mitentwickelt.
Da fast alle Mitglieder des Ensembles neben der Theatervorbildung pädagogisch-psychologische Intentionen mit einbrachten, war die Auswahl von Themen wie "Eritis sicut deus" (Sein wie Gott) beispielsweise in den Produktionen "Faustus", "Krabat" und "Vom Fischer und seiner Frau" oder Entwicklungsgeschichten wie "Der Kleine Prinz", "Rumpelstilzchen", "Prinz Alwin", "Der Gestiefelte Kater" und "Dornröschen" naheliegend.
Die Jubiläumsproduktionen "Tingeltangel" (10-Jahre) und "Bilder einer Ausstellung" (20-Jahre) zeigen, wie vielfältig und dynamisch Schattentheater sein kann.
Externe Mitarbeiter der Vagantei Erhardt
Durch die Zusammenarbeit mit hervorragenden Künstlern außerhalb des Ensembles wie den Hochschullehrern Lisa und Rudolf Danninger (Kunsthochschule Braunschweig) oder Prof. Hartmut Klug (Wuppertal), Harry Natuschka (Schwarmstedt), Karin Duetz (Nürnberg) bei Figurenentwürfen und Isabell Moreton Achsel (Harfe), Robert Warnebold (Flöte) sowie Prof. Hartmut Klug (Piano) mit Musikbegleitungen konnte ein Niveau erreicht werden, das auch auf internationalen Festivals Anerkennung fand.
Ausstellung von Schattenfiguren aus aller Welt
Eine Sammlung von über 1000 historischen Figuren aus aller Welt steht zu Ausstellungszwecken zur Verfügung. Sie wurden u.a. in Berlin, Paris, Hannover als Einzelausstellung gezeigt.
Workshops und Vorträge
Workshops und Vorträge als Begleitung von Aufführungen und Ausstellungen oder singulär für Schattentheater, Schattenfigurenbau, Szenographie, Dramaturgie und therapeutischem Puppenspiel sowie Projektionstechnik und technischem Requisitenbau in verschiedenen Schwierigkeitsstufen werden von uns angeboten.
Publikationen
Die analytische Auseinandersetzung mit Film, Theater, und Therapie führten zu einer Reihe von Publikationen in Fachzeitschriften.
Allgemeine Informationen
Die Vagantei
Erhardt ist ein Figurenschattentheater, das in der jetzigen Form seit 1987
kontinuierlich zusammenarbeitet. Neben dem Stammensemble von sieben Künstlern
und Künstlerinnen arbeiten weitere gastweise (Entwürfe , Komposition der Musik
etc.) mit. Wir präsentieren live: Spiel und Sprache immer, Musik soweit als
möglich.
Gespielt wird mit einer Technik, die auf der von Ernst
Moritz Engert und der von Prof. Otto Krämer aufbaut und inzwischen so
weiterentwickelt wurde, daß hochbewegliche Figuren mit bis zu siebzehn
Bewegungsmöglichkeiten (Pupillen, Lider, Mund, Zunge, Kopf, Hände, Finger,
Beine, Rumpf etc.) von bis zu zwei Spielern pro Figur animiert werden.
Diese Figurinen bewegen
sich entweder auf einer - oder mehreren - Schienen, an Fäden hängend oder mit
Stäben. Sie werden von Farbglas-Projektoren in Szene gesetzt.
Aus ca. 400 Figuren
besteht das „hölzerne Ensemble" und das derzeitige Repertoire umfaßt
Kinder- und Erwachsenenstücke:
•
Erwachsene: Exupéry „Der Kleine
Prinz" - „Im Tingeltangel ist was los!"
• Kinder:
„Hereinspaziert - Circus im Schattentheater" - „Rumpelstilzchen"
Sie liegen
alle mehrsprachig vor (neben deutsch, englisch, französisch und italienisch -aber nicht alle Produktionen
in allen Sprachen) und wurden auf vielen nationalen und internationalen
Festivals gezeigt.
Eine Besonderheit der Vagantei Erhardt liegt darin, daß
Aufführungen nicht nur in Theatern möglich sind, sondern auch in Räumen, die
für Theater nicht konzipiert wurden, wie in Kirchen, Museen, Schloßsälen etc.
Die
notwendige Bühnenausstattung stellen wir komplett.
Ein Veranstaltungsraum
muß hinter dem geplanten Bühnenareal absolut verdunkelbar sein. Im
Zuschauerraum genügt eine Lichtreduzierung. Für den Bühnenraum benötigen wir
eine Fläche von vier Metern Breite und drei Metern Tiefe bei einer Höhe von
zweieinhalb Metern.
Die ideale Zuschauerkapazität liegt bei ca. hundert Personen.
Über uns als Bühne schrieben
Kritiker:
• „... zählt zu den renomiertesten
deutschen Figurentheatern"
(Festival Kötzting)
• „Winzig ist die Bühne, doch
groß ist der Effekt"
(Kulturforum Lüneburg)
• „Weltweit einmaliges
Schattentheater"
(Internationale Theaterwoche Villach)
• „Die
uralte Form des Schattentheaters findet hier ihre Vollendung"
(Kultur Garching)